PR 2.0: Einfach anmelden und fertig? Nein, ganz bestimmt nicht.
Autor: Violetta
PR 2.0 steht für die Öffentlichkeitsarbeit im Social Web und ja, mittlerweile sind die sozialen Netzwerke auch aus diesem Bereich nicht mehr wegzudenken. Ob Facebook, Twitter oder XING: Laut einer Umfrage von BITKOM unter 1.023 Usern, sind fast drei Viertel (74 Prozent) aller Internetnutzer in einem sozialen Netzwerk angemeldet, zwei Drittel nutzen sie aktiv. Social Media ist heutzutage ein fester Bestandteil des einheitlichen und umfassenden Kommunikationsauftritts von Unternehmen – zumindest, solange man es richtig anpackt.
Sinn und Zweck der Sache
Bei PR 2.0 geht es hauptsächlich darum, als Unternehmen im Social Web mit der Zielgruppe zu interagieren, die Beziehung zu bestehenden Kunden zu pflegen sowie zu potenziellen Kunden aufzubauen. Seltsamerweise interpretieren einige Unternehmen diesen Beziehungsaufbau als eine einseitige oder stillschweigende Kommunikation, laden alle paar Jahre kommentarlos ein Bild hoch und erwarten, dass aus dem Nichts eine riesige Fangemeinde aus zig Millionen Usern entsteht. So einfach läuft das aber nicht. Fans muss man erst generieren und das gelingt nur durch ein stetiges Pflegen der Unternehmensseite.
Um das Beispiel mit dem Bild noch einmal aufzugreifen: Das Hochladen von Produktbildern ist wichtig, jedoch nicht im Sinne einer Werbeanzeige voller Superlative, die den User förmlich anbrüllen. Eine einfache Überschrift, die zu einem Kommentar oder einer Antwort anregt, reicht vollkommen aus. Vor allem wenn es darum geht, „Fans“ in die Produktgestaltung miteinzubeziehen, indem sie beispielweise über die Farbe bestimmen dürfen. Fragt man dagegen nach Meinungen zu bereits vertriebenen Produkten, sollte erhaltenes Feedback auch angenommen werden, selbst wenn es negativ ausfällt. Pampig zu reagieren oder Kommentare zu löschen, kommt alles andere als gut an. Wenn User einen Dialog starten möchten und Fragen stellen, ist dies eine gute Möglichkeit, sich als ein gewissenhaftes Unternehmen zu präsentieren, welches für seine Kunden auch wirklich „da ist“. Fragen unbeantwortet zu lassen, sei es aufgrund mangelnder Zeit oder weil man schlichtweg keine Antwort parat hat, zeugt nicht von Zuverlässigkeit und schreckt Interessenten ab.
Als ich kurz vor Weihnachten während des Geschenke-Kaufrausches bei einem Unternehmen eine Frage bezüglich des Versands hatte, dachte ich, ich „frage mal schnell“ auf der Facebook-Seite. Ich wartete geschlagene zwei Wochen auf eine Antwort, die ich nebenbei erwähnt bis heute nicht erhalten habe. Also habe ich mich entschlossen, das Geschenk bei einem Anbieter mit einer schnelleren Reaktionszeit zu bestellen. Wenn schon die Beantwortung einer Frage so lange dauert, möchte ich nicht wissen, wann beziehungsweise ob überhaupt jemals das bestellte Paket den Weg zu mir findet. Wenn es mir so geht, wieso sollten andere User anders reagieren?
Schnee von gestern interessiert nicht
Ein weiteres Stichwort der PR 2.0 ist die Aktualität, welche im Netz oberste Priorität besitzt. Ein User, der sich auf der Unternehmensseite umsehen möchte und dabei bemerkt, dass der letzte Beitrag uralt ist, zieht daraus seine Schlüsse und eventuelle Konsequenzen. Natürlich passiert einem Unternehmen nicht jeden Tag etwas so Aufregendes, dass man es der ganzen Welt mitteilen muss. In solchen Fällen besteht aber die Möglichkeit, gegenwärtige Themen aufzugreifen und mittels Fragestellungen zu einer Diskussion und Meinungsäußerung anzuregen. Die Themenwahl spielt hierbei auch eine besondere Rolle: News über zum Beispiel einen Fauxpas der Mitbewerber sind weder professionell noch angebracht.
Das „Muss“ zum Erfolg
Eine Unternehmensseite im sozialen Netzwerk lebt also von seinen Mitgliedern. Um Gründe zu liefern, die eigene Unternehmensseite zu abonnieren, ihr zu folgen und Inhalte zu teilen, sollte man auch attraktive Aktionen wie Gewinnspiele, Verlosungen, Events oder Gutscheinaktionen bieten.
Ein erfolgreiches Beispiel zur Festigung der Marken-Kunden-Beziehung über Facebook war 2012 die Rabattaktion von H&M: Für einen bestimmten Zeitraum gab es für diejenigen, die der Facebook-Veranstaltung „H&M DEUTSCHLAND – Exklusiver Rabatt für unsere Facebook-Fans“ über einen Klick zusagte, einen vierstelligen Code. Wurde dieser an der Kasse genannt, gab es auf den Einkauf 35 Prozent Rabatt. Da ist es doch klar, dass einkaufswütige und schnäppchenjagende Menschen shoppen, was das Zeug hält. Das Resultat konnte sich dann auch mit über 75.000 Zusagen, über 1.000 „Gefällt mir“-Angaben und über 200 Kommentaren sehen lassen.
Ein anderes Beispiel von Nissan zeigt die internationalen Möglichkeiten von PR im Netz: Mit der Aktion „Nissan goes Bollywood“ wollte sich die Automarke am indischen Markt etablieren und organisierte über Facebook ein Casting für einen Bollywood-Streifen. Die Hauptrolle bekam zwar der Nissan Micra, jedoch konnten sich die indischen User für eine von 20 Statisten-Rollen bewerben, die neben einem berühmten Bollywood-Star durch das Video tanzen durften. Das Ergebnis der Aktion waren rund 500.000 indische Facebook-Fans – und ein durchaus interessanter Werbespot.
Diese Beispiele zeigen, dass es ausreichende Möglichkeiten gibt, erfolgreiche Social-Media-Aktionen zu starten, die sowohl dem Unternehmen als auch den Kunden einen Mehrwert bieten. Übrigens natürlich auch in einer „Nummer kleiner“. Letztendlich weiß jeder: Von nichts kommt nichts. Die eigentliche Arbeit der PR 2.0 ist der Dialog.