An gute Reden erinnert man sich nicht immer. Eine schlechte Rede vergisst man nie.
Autor: Violetta
Einst sollte die „Political Correctness“ dazu dienen, Menschen vor Diskriminierungen zu schützen. Heute steht der Begriff in der Kritik, ein Mittel der Zensur zu sein, die die Redefreiheit einschränkt. Dabei spielt es keine Rolle, wer wann spricht – was gesagt wird, sollte immer gut überlegt sein. Und das nicht nur in der Politik.
„Political Correctness“ ist im Laufe des vergangenen Jahres nicht nur zu einem Schlagwort, sondern zu einer Fülle von Begriffen geworden, die laut öffentlichen Diskurses nicht mehr politisch korrekt sind. Gleichzeitig wird dieser Diskurs nicht von denjenigen geführt, die nach ursprünglicher Definition der Minderheit angehören, sondern von denjenigen, die diesen Begriff zunehmend in einen anderen Kontext stellen. Plötzlich wird die „politische Korrektheit“ zu einem negativ konnotierten Begriff, der angewendet wird, um zu viel Rücksichtnahme im Sprachgebrauch zu kritisieren.
Gemäß dem Duden handelt es sich bei „Political Correctness“ um eine „Einstellung, die alle Ausdrucksweisen und Handlungen ablehnt, durch die jemand aufgrund seiner ethnischen Herkunft, seines Geschlechts, seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht, seiner körperlichen oder geistigen Behinderung oder sexuellen Neigung diskriminiert wird“. Ging es also ursprünglich darum, respektlosen und verletzenden Handlungen anderen Menschen gegenüber ein Ende zu setzen, entsteht um diesen Begriff nun eine große Diskussion: Fördert das Vermeiden diskriminierender Begriffe die Toleranz, oder grenzen Sprachverbote und Begriff-Zensuren die politische Meinung ein?
Wir wollen nicht in diese Debatte einsteigen oder gar definieren, welche These wohl die richtige wäre. Wir wollen aber teilen, was wir bei unserer Arbeit im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit feststellen konnten: Sprache ist Macht.
Die Sprache beeinflusst das Denken, Wörter können manipulieren, sie können verletzen, missfallen, beeindrucken, das Bild eines Menschen verändern. Ein fester Bestandteil unserer Arbeit ist es, ein bestimmtes Bild eines Unternehmens, einer Institution oder einer Person in der Öffentlichkeit zu festigen und dabei stets die richtige Wortwahl zu treffen – provokante Anzeigen, doppeldeutige Slogans oder fragwürdige Aussagen in Interviews rücken diese sofort in ein schlechtes Licht. Ehrlichkeit und Neutralität sind hier die Devise für Glaubwürdigkeit. Aus gut unterrichteten Kreisen hören wir immer wieder, dass Redakteure Fachartikel erhalten, die nur von unternehmenseigenen Produkten schwärmen, leere Worthülsen oder Superlative wie „exquisit“ und „bester Anbieter“ enthalten oder gar den Mitbewerb schlecht reden. Selbst, wenn wertvoller Content zwischen den Zeilen vorhanden ist, landen solche Beiträge unmittelbar im Papierkorb, denn: Wer möchte schon leere Versprechen?
Auch ist eine gut bedachte Wortwahl wichtig. Die Kunst der Rede ist eine Disziplin, die eine große Rolle in der Meinungsbildung spielt. Unternehmen nutzen diese bspw. auf Veranstaltungen und Messen, um in Speaker-Slots mit Kompetenz und Erfahrung zu überzeugen. Politiker setzen sie neben Image-Gründen hingegen ein, um ihre Einstellung zu gewissen Themen zu streuen und dabei auch den gesellschaftlichen Diskurs zu beeinflussen.
Gezielt eingesetzte Pronomen, die zu einem kollektiven Zusammenhalt anhalten, oder Aufforderungen einzubringen, sind keine neuen rhetorischen Mittel politischer Reden. Dass diese jedoch zunehmend an ihrer politischen Korrektheit gemessen werden anstatt an Inhalt und Botschaft, könnte dazu führen, die Sprache entweder zu sehr einzugrenzen oder die Tore zur unüberlegten Rede zu weit zu öffnen. „Political correct“ sollte nämlich nicht nur die Wortwahl sein, sondern auch das, was nach außen kommuniziert wird.
Eines haben wir nicht nur in den Jahren unserer PR-Beratungstätigkeit, sondern auch als Rezipienten definitiv gelernt: Eine hohe Reichweite allein führt nicht zum gewünschten Ziel. Nur wer etwas Wahres zu sagen hat, wird letzten Endes auch gehört. An diesem Punkt steigen wir von saalto auch wieder ein – als Sprachrohr, das unseren Kunden Gehör verschafft.