An- oder weiterkommen – und wieso oder?
Autor: Konstanze
Liebes saalto, wir sind jetzt seit zwölf Jahren ein Team. Das verflixte Siebte, das jubelnde Zehnte, das magische Zwölfte – nichts davon ist wahr. Magisch war der erste Tag. Verflixt das erste Jahr. Viele Jahre mehr aber waren zum Jubeln. Ob es anderen auch so geht?
Wer geht jeden Tag gerne zur Arbeit? Wer ehrlich ist, muss sich wohl eingestehen, dass es auch andere Tage gibt. Bestenfalls aber hat das mit der Arbeit nichts zu tun, sondern mit einer allgemeinen Missstimmung, schlechtem Wetter, Diversem. Denn, so meine Überzeugung, wer seinen Job nicht gerne macht, der soll sich lieber etwas anderes suchen. Schließlich begleitet er uns ja unser ganzes Leben. Oder?
„Drum prüfe, wer sich ewig bindet“…
… ist längst überholt, glaubt man Scheidungsraten und Single-Quoten. Am liebsten bindet man sich gar nicht mehr, bleibt frei, flexibel und selbstbestimmt. Jeden Tag und um jede Ecke könnte der Rasen schließlich noch ein bisschen grüner sein. Reden wir noch von Jobs? Ja, denn nach zwei bis drei Jahren ziehen alle weiter, weil ja mehr Gehalt und höhere Positionen bei mehr Freizeit und Streicheleinheiten fürs Ego winken könnten. Berufserfahrung, besser, schneller, hechelhechel!
Auf der Stelle getreten? Nö!
Nachvollziehbar wird eine solche Jagd für mich dann, wenn der Job einen nicht fordert, wenn man nicht mehr dazulernt, wenn man nicht gefördert wird, wenn sich die Arbeit nicht nach lieb gewonnener Sicherheit, sondern nach Stillstand anfühlt.
Ich bin froh, dass mir das erspart geblieben ist. Ich sehe den ersten Tag in der Rappenstraße noch vor mir, als sei es gestern gewesen. Sandra und Alin, die mir irgendwas erzählt haben, von dem ich Sekunden später nicht mehr wusste, was es war, weil ich zu aufgeregt war, um überhaupt zuzuhören. Wie gut es sich angefühlt hat, als die Texte Stück für Stück weniger korrigiert und stattdessen gelobt wurden. Und ehe Du Dich versiehst, bist Du statt Praktikantin Prokuristin. Und dann irgendwann Anteilseignerin. Und noch ein bisschen später Teil der Geschäftsführung. Hoppla.
Stillstand? Nope. Entwickeln kann man sich schließlich immer! Bei mir und saalto war in 30 Minuten alles Wesentliche geprüft und trotzdem habe ich auch nach zwölf Jahren noch das Gefühl, mich beweisen, scheitern und wachsen zu dürfen.
Das ist schwulstig-schnulzig, oder?
Dieses kleine Stelldichein zwischen der Firma und mir hat inzwischen die eine oder andere zwischenmenschliche Beziehungen überdauert. Und das, obwohl ich durchaus auch mal einen Tag habe, an dem ich mich nur schwer motivieren kann. Denn, und das ist entscheidend, ich mache auch an einem miesen Tag wirklich gerne, was ich hier mache. Na klar, nicht jedes Anschreiben bringt mein Blut in Wallung – aber so ein schnieker Artikel, der macht einfach Spaß! Auch nicht jedes Gespräch lässt mich laut auflachen vor Begeisterung, aber zwei, drei, zwölf nette sind am Tag schon dabei. Und habe ich schon mal erzählt, dass ich wirklich gute Kollegen habe?
Ich wünsche mir, dass es vielen anderen auch so geht. Dass sich „Ankommen“ nicht anfühlt wie „Stehenbleiben“. Denn dann ist es wirklich ein Job, der ein ganzes Leben begleiten kann.
Kitschig? Mir total egal.