ChatGPT

Autor: Konstanze

Wenn noch einer ChatGPT sagt, springe ich schreiend im Kreis. Sicher nicht die richtige Reaktion, würde die KI-gesteuerte Anwendung ja auch nicht machen. Deswegen habe ich es mir nochmal überlegt und nähere mich der scheinbaren Konkurrenz auf andere Weise: mit offenen Armen.

In meiner „Bubble“ probieren immer mehr Menschen (aka Kundinnen und Kunden) den Chatbot aus und sind erstmal begeistert von den Fähigkeiten. Die Anwendung schafft es wirklich, anhand einiger Infos und einer klaren Anweisung einen recht passablen Text zu schreiben. Sollten wir uns also Sorgen machen? Wir sind uns zumindest im Klaren darüber, dass sich aktuell etwas entwickelt, das unseren Job verändern wird.

ChatGPT braucht Menschen, brauchen Menschen ChatGPT?

Vermutlich wird es Firmen geben, die Verträge mit Agenturen nicht verlängern, weil ChatGPT die Aufgabe des Textens übernehmen soll. Nur: Woher stammt das Personal, das die Anwendung steuert und mit den Infos füttert, aus denen dann ein Manuskript entstehen soll? Wer nimmt sich das Ergebnis am Ende nochmal vor, prüft es auf Korrektheit und Zielgruppenrelevanz oder fügt individuelle Inhalte ein, die das System nicht kennen kann, weil es keine öffentlich verfügbaren Daten gibt? Selbst, wenn ChatGPT mit jedem Mal dazulernt, „einfach laufenlassen“ kann man es trotzdem nicht. Das liegt auch daran, dass es Inhalte nicht auf Fake News prüft oder sich anderer Fehlinformationen bedient, die sich in den digitalen Weiten so finden. In der Vergangenheit ließ sich ChatGPT auch schon so manipulieren, dass Texte in der Öffentlichkeit landeten, die sicher kein Unternehmer mit Interesse an einem guten Leumund über sich oder seine Institution lesen möchte. Apropos Texte, je mehr Content (Presseinformationen, Fachbeiträge, LinkedIn-Artikel, Facebook-/Instagram-Posts, Newsletter, Blogs, Website-Texte, Intranet-Einträge, Anschreiben – soll ich weitermachen?), desto mehr Personal braucht es, um den Chatbot bzw. seine Arbeit zu kontrollieren. Der anhaltende Fachkräftemangel scheint hier nicht besonders förderlich, eine Agentur aber weiterhin hilfreich zu sein.

Ich kann was, was Du nicht kannst

Und noch etwas ist wichtig: Der Chatbot kann viel, aber nicht alles. So erledigt er zum Beispiel nur einen Bruchteil unserer Arbeit. Nehmen wir mal das klassische Beispiel „Pressearbeit“. Diese besteht, vereinfacht dargestellt, aus der Platzierung gut verständlicher, ansprechender und zielgruppenrelevanter Texte zur Bekanntheitssteigerung des publizierenden Unternehmens. In der Regel geht der Platzierung ein Blick in den Themenplan des jeweiligen Mediums und ein persönliches Gespräch mit dem zuständigen Redakteur/der zuständigen Redakteurin voraus. Schon hier setzt die Fähigkeit der KI aus.

Was passiert außerdem, wenn auch andere, möglicherweise konkurrierende Unternehmen genau dieses Thema ebenfalls belegen möchten? Angenommen, sie alle nutzen nun ChatGPT, um den von der Redaktion gewünschten Artikel zu schreiben, dürfte das Ergebnis wohl recht ähnlich und weder für Medienvertreter noch für Unternehmen zufriedenstellend ausfallen.

Hiwi ChatGPT

Könnte es aber sein, dass ChatGPT (oder auch jede andere KI-Anwendung dieser Art) uns als Agentur Arbeit abnimmt, statt uns zu ersetzen? Die Automatisierung von Routineaufgaben ist in anderen Branchen längst Usus, wieso also nicht auch in der Textproduktion?! Während ChatGPT zum Beispiel ein erstes Gerüst für die Broschüre zusammenstellt, formuliere ich die Infos rund um die Produktneuheit aus, lasse mein durch die enge Zusammenarbeit mit dem Unternehmen entstandenes Know-how und dessen Kernkompetenzen einfließen und bringe später meinen und den „Maschinentext“ in eine einheitliche Form und Tonalität. Während das System die Recherche für den Artikel macht, habe ich Zeit für die persönliche Kommunikation. Die ist so individuell, dass sie eine Maschine nicht übernehmen kann. Das gilt auch für die Beratung, die wir als Agentur leisten. Erfahrung lässt sich nicht austauschen.

ChatGPT wird in der Ausführung also bestenfalls unser Hiwi, nicht aber unser Ersatz. Und Unterstützung kann man ja schließlich immer gebrauchen!