Autor: Konstanze

Das Sprichwort sagt: „Nach oben buckeln, nach unten treten“. Diesem Prinzip haben Chefetagen, die modernen Führungsmethoden nicht komplett verschlossen sind, schon lange den Kampf angesagt. So ist es doch inzwischen nicht mehr derjenige, über den negativ gesprochen – ergo gepetzt – wird, der am Ende als Buhmann dasteht, sondern klar derjenige, der nicht in der Lage ist, eventuelle Konflikte untereinander zu lösen. Trotzdem scheint eines nie auszusterben: Das „sich besser fühlen“, wenn man andere an den Pranger stellt. Auch in der PR-Arbeit ist dieses Benehmen leider nicht wegzudiskutieren – und auch wir durften bereits die unangenehme Erfahrung machen, wie es so ist, wenn andere ausrasten.

Bei der PR-Arbeit folgt man im Grunde einer Vorgehensweise, die über Erfolg und Niederlage entscheidet. Erfolg hat, wer zielgerichtet Redakteure beliefert, und das mit Themen, die sie interessieren. Nun ist es manchmal so, dass sich doch einmal ein Irrläufer in einem Verteiler findet, der sich eben doch weniger interessiert oder das Thema gar nicht behandelt. Das ist nicht schön, aber wie wir wissen, kommen Fehler nun mal vor. Die meisten Redakteure schicken eine kurze „Unsubscribe“-Bitte per Mail, wir nehmen sie aus unserem spezifischen Presseverteiler – und das Thema hat sich erledigt.

Blogger – und auch manche Redakteure – sind hier allerdings eine besondere Gattung, von der sich leider auch einige deutlich zu wichtig nehmen. Diese Spezies vergreift sich dann gerne mal im Ton. Einige Blogger beispielsweise erwarten, dass man sich erst einmal ausreichend Zeit nimmt, um telefonisch anzufragen, ob dies und das denn für sie etwas ist. Einerseits verständlich, so funktionieren nun mal die sogenannten Blogger-Relations. Andererseits erlaube ich mir aber die Frage: Warum lässt sich ein Blogger in die Datenbank einer PR-Software zu einem bestimmten Thema aufnehmen, wenn er dann darüber nicht informiert werden möchte? Und die nächste Frage: Wieso werde ich, wenn ich mir die Zeit des Anrufs dann doch nehme, abgekanzelt wie ein lästiger Bittsteller? Ist ja nicht so, dass ich ihm Socken oder eine Küchenreibe verticken möchte wie auf dem Trödelmarkt!

Das ist aber nur der Anfang. Wahre Blüten trägt es dann, wenn die größtenteils geschätzten Kollegen sich anmaßen, nicht einfach wie die klassischen Redakteure um Löschung aus dem Verteiler zu bitten, sondern stattdessen in Pranger-Manier einen vernichtenden Artikel für ihren Blog erstellen, in dem – wohlgemerkt in Klarnamen – nochmal so richtig darauf rumgehackt wird, dass die PR-Tanten und -Onkels vermutlich alle zu blöd sind, um ihren Job richtig zu machen und es überhaupt ja eine Frechheit ist, dass diese gemeinen E-Mails in ihren Posteingang flattern.

Folgende Gedanken dazu meinerseits:

1. Wo ist eigentlich die Berufsethik hin?

Sollte diese es einem nicht verbieten, sich in der Form öffentlich über Kollegen oder andere Personen zu äußern? Also, ich meine, wenn es nicht gerade ein Klatschblatt ist, das den lieben langen Tag nichts anderes tut?

2. Wo ist eigentlich das gute Benehmen hin?

Meine, und ich schätze auch Eure Erziehung, hat irgendwann mal gelehrt: Benimm Dich so, wie Du behandelt werden möchtest. Ich sehe nicht ein, wieso das gerade im Job anders sein sollte. Dazu zählt dann auch, dass ich mir völlig Fremden zunächst mal freundlich gegenübertrete. Ein kurzes, angenehmes Gespräch kann wahre Wunder bewirken, einfach mal ausprobieren…

 3. Wo ist eigentlich die Logik hin?

Nochmal: Wieso nutzt man die Möglichkeit, sich inkl. Schwerpunktthemen und Kontaktdaten in eine Datenbank eintragen zu lassen, wenn man doch eigentlich am liebsten in Ruhe gelassen werden möchte?

4. Wo ist eigentlich die Zeit hin?

Freunde, ganz im Ernst: Es ist schlicht unmöglich, jeden einzelnen Redakteur und Blogger und anderweitig redaktionell Tätigen anzurufen, um seine ganz persönlichen Präferenzen vor Informationsweitergabe abzufragen. Genau aus diesem Grund gibt es teure und gut gepflegte Pressedatenbanken, aus denen man die Key-Medien definiert, die dann persönlich kontaktiert werden.

5. Wo ist eigentlich die Definition hin?

Letzter Punkt auf der Gedankenagenda: Wer genau sagt mir denn nun bitte, wer angerufen werden möchte und wer nicht? Diese Information muss man sich beschaffen – und da hilft nur der Versuch. Es gibt nämlich durchaus auch Menschen, bei denen man sich mit einem Anruf so richtig in die Nesseln setzen kann.

Ein paar Beispiele aus der Praxis:

Neulich hatte Violetta für den „Wünschewagen“ des ASB Ruhr einige Anrufe auf dem Zettel. Es ging um eine Einladung zur Pressekonferenz, bei der das Projekt, das sich darum kümmert, sterbenden Menschen ihren letzten Wunsch zu erfüllen,  offiziell gestartet werden sollte. Gute Sache also, sollte man meinen. „Sind Sie der Spenden-Eintreiber vom ASB?“, brüllte es noch vor Vortragen des Anliegens aus dem anderen Ende der Leitung, gefolgt von wildesten und lautstarken Beschimpfungen und Ausfälligkeiten. Auch der Versuch einer Erklärung wurde sofort im Keime erstickt. Bitte, was genau ist da passiert, so die Synapsen betreffend?!

Es ist durchaus legitim, kein Interesse an einem Produkt, einer Dienstleistung, einem Event und auch an allem anderen zu haben – man muss es trotzdem nicht in der Form mitteilen, als sei man eben erst dem Neandertaler-Dasein entwachsen. Einfach aufzulegen, manchmal mit einem genervt geraunten „Kein Interesse.“ vorweg (manchmal aber eben auch nicht), lässt auf ein merkwürdiges Verständnis von Höflichkeit schließen. Selbst, wenn mich 300 Leute am Tag anrufen und ich 299 Mal kein Interesse habe: Die Vokabeln „Hallo“, „Danke“, „Bitte“, „Tschüss“ sollte meines Erachtens jeder dennoch beherrschen und gezielt einsetzen. 

Ach so, und dann gibt es da noch das „gar nicht erst zu Wort kommen lassen“. Dann geh doch nicht erst ans Telefon, wenn Du direkt nach Abheben wortlos den Hörer aufhängst!

 

Zurück zum Wesentlichen.

Also gut, nach diesem kleinen Ausflug in das Tagesgeschehen nochmal zurück zum besagten Pranger: In der mir manchmal nachgesagten Moralapostel- und Verteidiger-Manier (Hallo Papa! :)) finde ich es schlicht ein Unding, Kollegen, Mitarbeiter und auch sonstige Personen in den Weiten des Internets so unsachlich zu kritisieren und vor allem bloßzustellen. Wenn mir etwas nicht passt, dann nehme ich mir in drei Teufels Namen die Zeit, das demjenigen mitzuteilen. Und zwar persönlich, ohne, dass jeder zugucken kann, wie das geschieht. Diskreditierung ist jedenfalls so ziemlich das unprofessionellste Benehmen. Basta.