Autor: Konstanze

Wo ist denn nur das Problem mit dem Homeoffice? Wann immer wir intern über Corona sprechen, kommen wir zu einer für uns nicht zu beantwortenden Frage: Warum kann man Unternehmen nicht verpflichten, sogenannte „Kopfarbeiter“ ins Homeoffice zu schicken? Und wieso eigentlich machen diese das nicht ohnehin?

Sicher, wir haben verstanden, dass IT-Infrastrukturen gegeben sein müssen, damit jeder von überall arbeiten kann. Also ein Laptop hier, ein Cloud-Service da. Wir sehen auch ein, dass das bei 500 Kollegen etwas mehr Arbeit bedeutet als bei kleinen Teams. Aber: Wir sehen nicht ein, dass das nach mehr als einem Jahr der Pandemie tatsächlich noch immer nicht umgesetzt sein soll. Wer hier so lange braucht, der muss doch vorher noch per Brieftaube seine Nachrichten verschickt haben, oder?

Vertrauen statt Lockdown
Jetzt, wo dieser Punkt besprochen ist (wir zumindest sind uns da sehr einig), kommt ein zweiter Aspekt ins Spiel: Es gibt wirklich noch immer Unternehmen, die das Homeoffice eigentlich am liebsten gar nicht und niemals erlauben möchten. Weil, man kennt das ja und andere machen es vor, die Mitarbeiter lungern 24/7 untätig auf dem Sofa rum. (Achtung, Sarkasmus.) Und das kostet Geld. Ich wage ein Rechenexempel: Wenn der Laden komplett dicht ist, weil Corona um sich greift oder der harte (wirklich harte) Lockdown kommt, wie viel wird da denn wohl noch verdient? Ich tippe, es ist weniger, als wenn ein Teil der Belegschaft das Homeoffice mit bezahltem Urlaub verwechselt. Abgesehen davon, dass das auch eine Frage der Führungskraft sein dürfte: Man sollte seinem Personal das Vertrauen schenken, das es verdient, auch und gerade in Sachen Homeoffice. Wenn das nicht geht, krankt es doch an ganz anderer Stelle.

Wir bashen auch Arbeitnehmer!
Und dann sind da die Arbeitnehmer, die das Büro als ihren letzten verbleibenden Sozialkontakt verstehen. Lieber Flurfunk vor Ort als gar kein Kontakt zur Außenwelt – oder immer nur mit derselben Person, die man zufällig geheiratet hat. Jau, wir gehen mit: Diese Zeit ist echt nur für Menschenfeinde eine Wonne. Und wir würden auch lieber wieder mehr als weniger Menschen treffen. Aber kommt schon, wenn man schon die Chance hat, „unnötige“ Kontakte zu vermeiden, sollte man es dann nicht auch tun? Oder aber: Testen. Freiwillig. Morgens, abends, täglich. Und jeder andere im Büro auch. Auch falsch verstandenes Pflichtgefühl ist hier fehl am Platz: Arbeitsleistung ist unabhängig vom Ort, sofern die Arbeitsmittel gegeben sind. Was wieder zum Arbeitgeber führt. Gemeinsam einsam, quasi.

Pflicht statt Kür
Gastronomie und kulturelle Einrichtungen sind geschlossen, Events untersagt, Shopping nur mit Termin oder zur Abholung möglich. Es ist also wohl möglich, in die Wirtschaft einzugreifen und ihnen sogar das Geldverdienen zu untersagen. Die Sinnhaftigkeit der genannten Beispiele sei an dieser Stelle dahingestellt. Doch es führt uns zurück zur Ausgangsfrage: Wieso kann man Homeoffice eigentlich nicht gesetzlich vorschreiben – und wenn es nur temporär zur Bekämpfung dieses verflixten Virus ist? Manche – und das ist unsere Hoffnung – werden vielleicht sogar so zu etwas wirklich Sinnvollem „gezwungen“: Nämlich zu dauerhafter Nachhaltigkeit und einer möglicherweise noch motivierteren Belegschaft.

Versteht uns nicht falsch: Wir haben auch keine Lust auf noch weniger Freiheit, mehr Regulierung, noch mehr Pflichten. Aber noch weniger Lust haben wir auf weitere Monate Halbherzigkeit und eine Lockdown-light-Spirale bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag.

Also bitte, geht doch endlich ins Homeoffice! Oder diskutiert mit uns gerne das Für und Wider…