Kommunikation zu Corona-Zeiten
Autor: Sandra
Ich kann und will nicht mehr damit hinter dem Berg halten! Wer nun eine veritable Tirade auf die Zustände unserer Gesellschaft erwartet – hat ein bisschen recht. Aber eigentlich geht es mir um etwas ganz anderes: Fürsorge! Vor allem für Konstanze, die ich bereits seit Tagen, genauer seit dem Einzug von Corona in unser aller Leben, regelmäßig mit Anekdoten aus meinem (derzeit sehr monotonen) Alltag belästige – ob sie will oder nicht. Irgendwie ist es halt ne Fernbeziehung wie jede andere…
Aber zurück zur Fürsorge: Ich sehe Konstanze bereits rund 300 Kilometer weiter südwestlich vor ihrem Bildschirm sitzen und beten, dass TEAMS nicht blinkt und ihr eine neue Nachricht von mir androht, wenn ich von einem meiner seltenen Ausflüge in die Zivilisation zurückkehre. Denn sie weiß – ebenfalls typisch für die funktionierende Fernbeziehung – ohnehin, was kommt: virtuelle und in Ruhrpott-artigem Schriftschwall heruntergeschriebene Fassungslosigkeit über die Vorgänge in Parks und an Kassen meiner schönen Stadt. Um direkt danach zu konstatieren, dass ich den erhobenen Zeigefinger aller Besserwisser mindestens genauso so schlimm finde. So auch heute…
Aber jetzt kommt Ihr ins Spiel: Konstanze weiß von nix und da ja ohnehin die Mehrheit der arbeitenden Republik im Home-Office putzt arbeitet, lasse ich es hier raus und Ihr bekommt dank ungefilterter Zitate einen einmaligen Einblick in die „intime“ saaltobella-Fernbeziehungskommunikation. Soll man ja so machen in der schönen neuen Social-Media-Welt, habe ich gehört. Authentizität und so…
S.: „Samma, was genau stimmt mit den Leuten eigentlich nicht?!“
K.: „Hm? Mom. kurz.“ (Denkt an das Augenrollen!)
S.: „Eben vorm dm, ne? Steh‘ ich da in der Schlange, vor mir noch drei Leute. Kommt so ne Dame im besten Alter aus dem Laden und will raus. Vor der Tür ne weitere Dame ähnlichen Alters – mit ordentlichem Abstand. Keift die drinnen: ‚Weg da!!!‘ Die andere draußen: ‚Meinen Sie mich?!‘ Keifziege 1: ‚Ich will raus!‘ Keifziege 2: ‚Dann kommen se doch!‘ Keifi 1: ‚Sie sind zu nah!‘ (Und hält sich dramatisch den Schal vor den Mund und die Nase.) Keifi 2: Totale Eskalation! Während sie gleichzeitig von einer rüstigen Rentnerin von hinten aus dem Weg geboxt wird. Und wofür der ganze Stress? Das Klopapier ist eh seit heute Morgen weggehamstert.“
K.: „Tja, die Dinge wiederholen sich. Leider…“ (Ihr merkt schon ihre versteckte Botschaft, oder? Ich auch, kann aber gerade trotzdem nicht an mich halten.)
S.: „Aber ma ehrlich! Wem hilft das denn?! Aggro-Ischen! Und – noch was! Ingwer (variabel durch Klopapier etc. zu ersetzen) wird meine neue Altersvorsorge! Nirgendwo kriegste das Zeug mehr, außer im Bioladen. Das wertvolle Stückchen für 5,55 €! Ich meine, völlig okay, aber – ernsthaft?! Die Leute hamstern nur Billigzeug und der Bioladen nebenan hat alles noch en masse. Trotzdem schlagen se sich die Köppe ein. Sagt auch viel aus, ne? So insgesamt…“
Den Rest unseres Austausches (aka meiner Tirade zum Zustand der Gesellschaft, (un-)möglichen Lösungsvorschlägen und dem schlussendlichen Thema „Was sagt eigentlich Oliver Pocher in seiner neuesten Instagram-Story dazu?“) erspare ich Euch.
Was ich eigentlich sagen will: Auch in Corona-Zeiten sollten wir aufeinander aufpassen und unsere Engsten nicht überfordern. Trotzdem miteinander reden (auch über Banales und den büroüblichen Flurfunk!) und gleichzeitig Respekt vor dem Umgang eines jeden Einzelnen mit der aktuellen Situation haben. Aber dazu hat Konstanze ja bereits im letzten Beitrag alles gesagt. Wir hatten es übrigens vorher mehrfach über TEAMS diskutiert…