Was bleibt sind Worte: Vom Regionaljournalismus in die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Autor: Jana
Feuerwehrmann, Müllfahrer oder Prinzessin, vielleicht noch Politiker oder Anwältin, aber auf die Frage „Was willst Du später mal werden?“ hat mit recht großer Wahrscheinlichkeit niemand geantwortet: „Ich möchte mich im Content- und Viral-Marketing austoben, Fachartikel publizieren und Presseverteiler erstellen.“ Hmm. Soll ich Euch was verraten? Ich auch nicht. Aber ziemlich schnell nach Prinzessin kam Journalistin.
Was für ein Beruf: Die Welt mit Worten verändern. Reisen. Viel Geld verdienen. An festen Fundamenten rütteln. Gelandet bin ich im Regionaljournalismus. Versteht mich nicht falsch: Ich habe an festen Fundamenten gerüttelt, auch wenn es nicht die ganz Großen waren. Trotzdem konnte ich Licht ins Dunkel einiger Ereignisse bringen und durfte berührende Geschichten von mutigen Menschen erzählen. Gereist bin ich auch: nicht tausende Kilometer, aber doch ein paar. In exotische Bergdörfer und faszinierende, heimische Städtchen. Und beim Geld schweigen wir, das sagt ohnehin mehr als 1.000 Worte. Das war aber auch nicht wichtig. Wirklich! Ich durfte schreiben, ich durfte etwas sagen und es wurde gehört. Ob ich die Welt mit Worten verändert habe? Zumindest meine. Für heute reicht mir das.
Verlassen wir aber ganz kurz meine kleine rosa Journalistenwolke und schauen wir uns das Ganze in einem etwas rationaleren Licht an.
Der Journalismus, wie ich ihn kennenlernen durfte, hat wenig Geld, ob für die Berichterstattung, das Equipment oder die Leute. Tagesaktuelles Arbeiten berauscht und treibt den Adrenalinspiegel in die Höhe. Oft verliert der Inhalt aber auch an Tiefe, das Nachrecherchieren bleibt auf der Strecke und gute, hintergründige Gespräche müssen einfach mal ganz kurz und knapp gehalten werden. Nachhaltigkeit wird zum Fremdwort. Das kann frustrierend sein. Muss es aber nicht. Dennoch wetzen sich die hehren Ansprüche an guten Journalismus ab. Irgendwann wird man älter und hat mehr Lust auf Hintergründiges, mehr Lust auf mehr Zeit und dann kommt zur Lust auch ganz einfach das Muss: das Muss nach einem stabilen Arbeitsplatz und das Muss nach besserer Bezahlung. Ist das Verrat an früheren Idealen? Ist es nicht. Die Ideale sind dieselben, nur verändert sich das Leben. An der Stelle fragt man sich dann erneut: „Was möchte ich später mal werden?“, ersetzt das „später“ durch „jetzt“ und hofft auf Jobs mit Worten, Sprache und ganz vielen Sätzen.
Und dann kommt saalto ins Spiel des Lebens.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit als naheliegende Alternative. Aber sind wir auch hier mal ganz ehrlich: Eine gute Schreibe ist noch lange kein Erfolgsgeheimnis für eine aufstrebende Karriere in der PR-Branche. Da fehlt noch ganz viel Handwerkszeug. Auf dem Weg dahin gibt’s zum Glück bei den Durlacher Mädels helfende Hände, gute Briefings und viele Gespräche.
Und auf einmal nimmt man den Hörer zur Hand und ist jetzt selbst der kleine „PR-Quälgeist“, der Themen platziert. Aber hallo, gut zu wissen, wie Journalisten ticken! Als Berater den Redaktionsalltag zu kennen bringt viele Vorteile: Da weiß man ganz genau, was der Redakteur am anderen Ende der Leitung denkt, man hat es schließlich auch gedacht. Das erleichtert die Kommunikation und macht Spaß.
Der Traum meiner schlaflosen, tagesaktuellen Nächte, nämlich strategische und langfristige Planungen und Projekte, hat sich ebenfalls erfüllt. Endlich mal Zeit für Hintergründiges, für gute, wichtige Gespräche und hochwertige Texte. Und wenn ich Euch jetzt noch erzähle, dass laut Studien rund zwei Drittel aller Artikel in Printmedien durch Presseinformationen initiiert wurden, dann sitze ich ja wohl an der Quelle der Nachrichten. So viel hat sich also scheinbar doch nicht verändert.
Und am Ende des Tages stellt man sich die Frage: „Was bleibt?“
Auf jeden Fall das Reisen. Kunden haben ihr Unternehmen und ihre Veranstaltungen schließlich nicht immer direkt in der Nachbarschaft. An festen Fundamenten rütteln – keine Frage, es sind andere Fundamente, gerüttelt wird aber dennoch kräftig. Geld verdienen – das Konto bekommt ein Polster und der Gang darüber hinaus aufgrund eines stabilen Arbeitsplatzes mit geregelten Arbeitszeiten mehr Sicherheit. Und die Welt mit Worten verändern? Vielleicht nicht die Welt, aber den Blick auf Unternehmen, auf ihre Innovationen und Entwicklungen.
Und soll ich Euch noch was sagen? Worte bleiben – kleine, große, kurze, lange, einfache und komplizierte. Und wenn die Worte dann noch ihre Bedeutung durch das erlangen, was wir ihnen folgen lassen, dann haben wir viel erreicht.
Für heute reicht mir das.