Presseinformationen: Eine Gratwanderung zwischen Information und Spam
Autor: Konstanze
Die gute alte Presseinformation ist gefragt wie nie – glaubt man einer erst kürzlich veröffentlichten Studie. Demnach setzt die Mehrheit der Journalisten nach wie vor auf diesen klassischen Weg der Informationsbeschaffung. Zumindest als Grundlage, um dann weiter zu recherchieren. Aber nicht immer ist eine Meldung deswegen gleich zur Veröffentlichung bestimmt. Wir geben Beispiele.
Events
Wenn Unternehmen Events oder Seminare veranstalten, kann das für Medien durchaus von Interesse sein. Zum Beispiel dann, wenn Trendthemen behandelt werden, die gerade die Branche begeistern. Vorausgesetzt, man macht es eben ein bisschen anders als alle anderen. Wenn aber direkt sichtbar wird, dass ich nur Teilnehmer gewinnen möchte, aber nicht so richtig an der Vermittlung von Informationen an den Redakteur interessiert bin, dann werden solche Ankündigungen gerne ignoriert – oder es folgt der Verweis an die Mediaabteilung, damit man dort seine Werbung schalten kann.
Kooperationen
Die Firma kooperiert mit einem Weltmarktführer und wird in Kürze gemeinschaftlich den Markt mit neuen Lösungen umkrempeln? Super, immer raus mit der Presseinformation. Das Unternehmen geht eine Kooperation mit einem anderen Unternehmen in der Region ein, um zum Beispiel den Vertrieb im Nachbarort zu stärken? Hm. Okay, aber das muss der Journalist in 300 Kilometer Entfernung nicht dringend erfahren.
News, die keine sind
Im letzten Monat eine tolle Auszeichnung bekommen? Warum denn dann nicht gleich darüber gesprochen?! Wer viel zu spät eine Nachricht verbreitet, liefert keine Neuigkeit mehr, sondern einen Rückblick. Und kaum etwas ist so alt wie eine Nachricht von gestern…
Update 100
Software-Lösungen haben es so an sich, dass Updates folgen. Das soll bitte auch so sein und darf auch jeder erfahren. Aber nur dann, wenn die Weiterentwicklung wirklich bahnbrechend ist oder besondere Auswirkungen auf die Anwender hat. Gesteigerte Sicherheit durch neue Technologien, brandneue Ergänzung für mehr Funktion? Gut! Neue Optik, Performance-Steigerung? Nicht so gut.
Intransparente Transparenz
Umsätze gesteigert, neue Kunden gewonnen, Jahresergebnis positiv. Perfekt für eine Presseinformation. Aber nur dann, wenn man bereit ist, wirklich transparent zu sein. Wer keine Zahlen liefert und auf Nachfrage auch nicht herauszugeben bereit ist, der sollte von einer solchen Meldung Abstand nehmen. Erzählen, dass man erfolgreich ist, kann jeder. Konkrete Angaben machen das dann aber auch glaubwürdig.
Das große Aber
Nein, das große Aber ist kein weiterer Punkt auf unserer Liste – man muss wissen, wann Schluss ist. Das große Aber ist unser Gegenargument gegen unsere Gegenargumente: Grundsätzlich sollte man viele der oben genannten Beispiele dennoch öffentlich machen. Und auch eine Presseinformation ist nicht immer gleich unbedeutend, nur weil sie in eine der erwähnten Kategorien fällt. Denn auch wenn sie keine Veröffentlichung nach sich zieht, dient sie dennoch der Information des Journalisten. Diejenigen, für die das Unternehmen echte Relevanz hat, werden sich erinnern, wenn man sie zum Beispiel zu einer Veranstaltung einlädt, Ihnen eine Kurzmeldung zu einer neuen Kooperation oder einen Nachbericht zum errungenen Award anbietet.
Besser ist es allerdings, sich vorher seine Gedanken zu machen. Dann nämlich kann man sich Mühe sparen, andere Wege der Kommunikation suchen und – an erster Stelle – Journalisten nur mit den Inhalten beliefern, mit denen sie auch etwas anfangen können.
Kurz: Die Kommunikationsklaviatur bietet so viele Tasten, dass für jedes Thema die richtige Melodie gefunden werden kann. Welche das ist, sagt uns spätestens der Redakteur am anderen Ende der Telefonleitung. Denn wie im Privaten geht auch im Beruflichen nichts über den persönlichen Kontakt.