Du nennst es KPI, wir nennen es „Bulls**t-Bingo“!
Autor: Konstanze
Ihr kennt uns: Wir sind wirklich, WIRKLICH, entspannte Zeitgenossen. Aufregen? Nie! Aber eine Sache gibt es, in die wir uns so richtig schön reinsteigern können: wenn Begrifflichkeiten die Realität verschleiern. Und die ist nun mal ganz oft: „Du hast das Rad nicht neu erfunden!“
Was früher Messbarkeit hieß, ist heute der KPI (Key Performance Indicator). Wo heute „Content is king!“ gerufen wird, stand früher schlicht „Relevanz“. Und was jetzt als „Targeted Pitch“ wie die newest Sau durchs Dorf getrieben wird, habe ich irgendwann mal als exklusive Fachartikelplatzierung kennengelernt. Ich merke also nicht nur, dass ich alt werde, was an sich schon eine Frechheit ist. Nein, ich merke auch, dass man durch die hottesten Marketing-Begrifflichkeiten so tut, als hätte man PR-Arbeit quasi neu erfunden – und als sei jeder PR-Berater in Wahrheit ein bemitleidenswerter, in der Zeit stehengebliebener Ahnungsloser, dem man erstmal erklären muss, wie seine Arbeit funktioniert.
Da möchte ich ja …, ne?!
Du bevorzugst nun mal die englische Sprache, weil Lingua franca im International Business? (Lingua was? Habe ich damals in der Steinzeit, im Germanistik-Studium, gelernt und wollte gerne auch mal einen abgefahrenen Fachbegriff verwenden.) Dann do what you have to do! Aber bitte tu doch dabei nicht gleichzeitig so, als sei das die neueste Erkenntnis der Branche.
Gute PR-Berater wussten schon immer, dass man durch die direkte Ansprache eines Redakteurs bessere Chancen hat, wahrgenommen zu werden – und Themen zu platzieren, die für ihn und die Leser/Rezipienten/Multiplikatoren (alle potenziellen Kunden halt!) gleichermaßen von Interesse sind. Gute PR-Berater wussten ebenfalls schon immer, dass Inhalte am besten als Geschichte (Storytelling, you know!) zu Zielgruppen passen und sich für mehrere Kanäle auch mehrfach nutzen lassen sollten – natürlich jeweils angepasst, damit die genannte Zielgruppe sich eben auch angesprochen fühlt. Und weil die 1:1-Wiederverwendung von Inhalten („Duplicate Content“) noch nie dem eigenen Anspruch oder gar der S(earch)E(ngine)O(ptimization) genügt hat. Darüber hinaus haben PR-Agenturen schon immer mit der Messbarkeit gekämpft, weil so ein Oldschool-Fachartikel in einer Zeitschrift (ja, die gibt es noch) eben einfach kein Banner ist und ein Backlink im News-Beitrag eines Online-Magazins noch nichts über die Wirkung beim Kunden sagt. Kauft er, kauft er nicht? Schwer zu sagen.
Bevor das hier ausufert…
Welchen neuen Namen man dem Kind auch immer gibt: Es war vermutlich schon mal in irgendeiner Spielart da. Es hilft in der Zusammenarbeit also ungemein, wenn man erstmal von der Prämisse (uh!) ausgeht, dass das Gegenüber in seiner länger als ein Zwei-Tages-Praktikum andauernden Berufstätigkeit die eine oder andere Erfahrung gesammelt und eventuell sogar Expertise aufgebaut hat. Dann muss man sich auch nicht stellvertretend für steinzeitliches Brusttrommeln im Bulls**t-Bingo messen.
Wie wär‘s, wollen wir das mal ausprobieren?