Autor: Konstanze 

Die ARD hat ihren Schwerpunkt eingestellt, die EU-Grenzen sind offen, die Corona-App hat’s recht lautlos in die App-Stores geschafft und die Maske im Supermarkt ist auch kein Hingucker mehr. Sind wir jetzt etwa sogar schon von einer Pandemie gelangweilt?!

Durchatmen, sind wir natürlich nicht. Denn es gibt viel zu besprechen: Die Sitzplatzverteilung auf dem Flug nach Mallorca zum Beispiel war ebenso wie der Luftaustausch und der Sinn bzw. Unsinn einer Maske im Flugzeug sogar eine eigene „hart aber fair“-Sendung wert. In diversen Bundesländern öffnen noch vor den Sommerferien alle Kitas und Grundschulen – was sagt Herr Drosten dazu?! In Bayern kann man inzwischen wirklich nicht mehr anders als die Regeln zu lockern. Dass das kein zweites Thüringen wird, war aber absehbar, deswegen lassen sich hieraus keine reißerischen News gestalten. Die brauchen wir an der Stelle aber auch gar nicht, denn dafür gibt es ja Berlin, wo quasi ein ganzer Kiez dichtgemacht werden muss. Den Blick ins Ausland verkneife ich mir an dieser Stelle.

Die mediale Aufmerksamkeit ist also nach wie vor gegeben. Und auch die Diskussion bleibt – zum Glück. Denn der Austausch über Abstand, Hygiene, Rettungspakete, Kitas, Schulen und Co. sorgt bestenfalls dafür, dass nicht in Vergessenheit gerät, dass wir zwar die Kurve zum Abklingen gebracht haben, dass das Virus aber eben nicht verschwunden und damit immer noch ein Risiko ist. Und: Dass wir damit sowie mit den Folgen in allen Lebensbereichen noch eine ganze Weile zu tun haben.

Da waren ja noch weitere Nachrichten!
Wo wir diese bittere Pille also geschluckt und uns an die „neue Normalität“ fast gewöhnt haben, wäre es doch mal wieder Zeit für irgendetwas Gutes. Stattdessen regnet es. Und zu allem Überfluss lesen wir von Polizeigewalt in den USA, vom Lübcke-Prozess und der rechten Szene in Deutschland, von Gewalt gegen Kinder weltweit. Dagegen wirken Amthors [überschrittene] Grenzen des Lobbyismus, das Tierwohl in der Landwirtschaft, das bisschen Klimawandel oder gar die anstehenden Wahlkämpfe fast wie ein Kindergeburtstag.

Als allseits bekannter Negativitätsgegner bin ich jetzt also eigentlich prädestiniert, meiner eigenen Forderung nach guten News nochmal Ausdruck zu verleihen. Aber: Mir erscheint es aktuell besonders wichtig, sich stärker den weniger erfreulichen Themen zu widmen. Das geht allerdings auch optimistisch. Nein, keine Sorge, ich verspreche, niemals in die Politik oder unter die Motivationsredner zu gehen! Aber wir haben uns doch einen beachtlichen Zeitraum und aus gutem Grund von grundsätzlichen Problemen ablenken lassen. Also gilt jetzt umso mehr: Platz da, Corona – Debatte lostreten, Ärmel hochkrempeln, Engagement im Rahmen des eigenen Möglichen zeigen und Lösungen schaffen! Das führt dann endlich auch zu den guten Nachrichten, die wir uns alle wünschen.

Und dass man gemeinsam etwas bewirken kann, haben wir mit der besagten Kurve ja eben bewiesen!