Autor: saalto

Am 19. Mai 2010 sind wir auf den Hund gekommen – und zwar wie die Jungfrau zum Kinde. Eigentlich wollten wir in unserer Mittagspause nur schnell etwas zu essen holen. (Nein, in Durlach gibt es keine Hunderestaurants und nein, wir essen keine Hunde.) Paul gab´s quasi als Zugabe bzw. Kundenbindungsmaßnahme des Restaurants gratis zum Schnitzel dazu. Und die freundliche Servicekraft und „Mutter“ von Paul auch.

Aber alles schön der Reihe nach:

Wir saalto-Mädels sind schon seit Kindertagen große Hundefans und dachten daher bereits des Öfteren darüber nach, uns einen Bürohund zuzulegen. Wir hatten natürlich unsere Vorstellungen, wie er denn sein sollte: groß, stattlich, männlich – ein perfektes Gegengewicht zu unserer doch sehr frauenlastigen Bürogemeinschaft – zugleich aber auch anschmiegsam, feinfühlig und in sich ruhend. Wir wissen schon, das klingt wie der Anfang einer schlechten Kontaktanzeige – daher haben wir uns vermutlich auch nie wirklich auf die Suche nach einem Bürohund gemacht.

Wir sind also eines schönen Tages um die Mittagszeit in ein nahegelegenes Restaurant gegangen, das wir in der Vergangenheit bereits häufiger in unseren Mittagspausen besucht hatten. An diesem Tag hatten wir allerdings nur etwas zum Mitnehmen bestellt, standen an der Theke und warteten auf unser Essen. Und da lag er! Zusammengerollt neben der Hintertür und schaute uns aus seinen hübschen, braunen Augen an. Da war´s um uns geschehen! Genau so einen wollten wir schon immer als Bürohund. Offensichtlich hatten wir den letzten Satz laut geäußert, denn die Bedienung, die gerade vorüberging, blieb stehen und sagte: „Ich bin grade verzweifelt auf der Suche nach jemandem, der Paul während meiner Arbeitszeit betreut.“ Ein paar Tage später zog Paul bei uns ein.

Paul

Das war vor vier Jahren. In der Zwischenzeit hat Paul für viel gute Laune und dicke Luft in der Agentur gesorgt, letzteres leider im wahrsten Sinne des Wortes… Wenn mal wieder der Schrei „Boah, Paul, Du Ferkel“ durchs Büro hallt, gilt es entweder ganz flach zu atmen oder die Atmung am besten gleich für zwei bis zwölf Minuten ganz einzustellen. Anfangs hat Paul sich noch vor seinen eigenen Pupsen erschreckt, mittlerweile wechselt er nur noch den Platz, wenn es ihm stinkt. Wir können das leider nicht!

Trotzdem ist Paul für uns der tollste und schönste Hund überhaupt – äußerlich und auch charakterlich. Wenn er einen mit seinem treudoofen Hundeblick anschaut, schmelzen wir noch immer dahin. Man ist spontan geneigt zu denken, er könne kein Wässerchen trüben. Aber er kann!

Eines Tages im Sommer wollten wir uns mit leckeren Windbeuteln belohnen, die zum Antauen noch in einer Schüssel in der Küche standen. Als wir das nächste Mal danach sehen wollten: weg! Alle! Die Schüssel stand wie unberührt da. Wir müssen zugeben: Anfangs waren wir tatsächlich irritiert und haben an unserem Verstand gezweifelt. Schließlich waren wir die ganze Zeit da gewesen und hatten die Küche immer im Blick. Aber Stopp: Die ganze Zeit? Tatsächlich waren wir kurz auf eine Zigarette vor der Tür. Paul muss sich also, sobald die Tür ins Schloss gefallen war, direkt in die Küche geschlichen und sich gepflegt eine Familienpackung gefrorener Windbeutel reingehauen haben. Und das, ohne die Schüssel kaputt zu machen, was echt eine Leistung ist, insbesondere unter Zeitdruck. Anschließend hat er sich, als wäre nichts geschehen, in seine Ecke verkrümelt und ein Verdauungsschläfchen gehalten. Die Verdauung setzte dann auch sehr schnell ein – offensichtlich haben Windbeutel bei Hunden eine stark abführende Wirkung…

Aber all das ist schnell vergessen und verziehen, wenn er lächelnd (ja, Hunde können tatsächlich lächeln) und schwanzwedelnd auf uns zu kommt, den Kopf zwischen die Beine steckt (Pauls bevorzugte Position, um an ausgiebige Streicheleinheiten zu kommen) und wohlig grunzt. Besucher sind ob dieser ungewöhnlichen Liebesbekundung anfangs noch irritiert, aber niemand kann sich lange gegen Pauls Charme wehren. Und ganz nebenbei hat er uns auch noch eine neue Mitarbeiterin beschert: Ihr erinnert Euch? Die freundliche Bedienung aus dem anfangs erwähnten Restaurant? Wir merkten recht schnell, dass die Chemie auch zwischen uns stimmte. Es sollte dennoch eine Weile dauern, bis wir uns trauten, Ihr ein Jobangebot zu machen. Aber während der EM 2012 beim Public Viewing im Biergarten des besagten Restaurants und mit Unterstützung des Fanbotschafters Paul gaben wir uns einen Ruck. Das Ergebnis: Freude und Begeisterung auf beiden Seiten und eine Mitarbeiterin, die uns nun bereits seit zwei Jahren begleitet. Nennt es Zufall, Schicksal, Bestimmung – dieser eine Tag im Sommer hat eine Kette von Ereignissen angestoßen, die noch Jahre später positiv nachwirken. 

Danke, Paul!