Autor: Konstanze

Neulich hat ein Kunde einen wichtigen Satz formuliert, der sich auf sein Unternehmen, sein Team und seine Partner bezog: „Ich habe das Vertrauen, dass jeder an seiner Stelle zur richtigen Zeit das Richtige tut.“ Gutes Vorhaben, habe ich gedacht, so sollte es immer sein. Sollte – aber dafür müsste jeder zunächst einmal akzeptieren, dass jeder seine Stelle hat. Und hier kommt es schon zu ersten Schwierigkeiten. Ein Schauspiel aus mehreren Perspektiven. 

Der Mitarbeiter

„Den Mitarbeiter“ an sich gibt es ja eigentlich per se gar nicht, denn so unterschiedlich wie die menschlichen Charaktere, so unterschiedlich ihre Auffassung der und die Einstellung zur Arbeit. Während der eine sich am liebsten nur um einen ganz bestimmten Bruchteil einer Aufgabe kümmern und dann auch pünktlich Feierabend machen möchte und der nächste wie selbstverständlich immer ein bisschen mehr tut als er müsste, versteht sich der andere als Tausendsassa, der für alles, natürlich in Perfektion, Sorge trägt. Wie kann hier Abhilfe geschaffen werden? Klare Stellenbeschreibungen sind zwar längst Usus, aber der Alltag kommt eben doch dazwischen und jeder muss auch mal etwas tun, das nicht klar im Arbeitsvertrag definiert ist. Hier ist schon das erste Mal Vertrauen gefragt: Wer sein Team zusammenstellt, vertraut bei der Auswahl natürlich darauf, dass jeder Einzelne genug Engagement mitbringt und dann zupackt, wenn es erforderlich wird. Und er hofft darauf, dass das Kollegium das Verhalten der Gruppe und somit auch jedes Einzelnen reguliert. Was in den meisten Fällen ganz gut zu funktionieren scheint.

Der Chef

Fast wie beim Mitarbeiter verhält es sich mit dem Chef: Natürlich erwartet er eher mehr als zu wenig Engagement seines Teams. Es wäre wohl auch recht seltsam, wenn er nicht anerkennt, dass ein Mitarbeiter keine Aufgabe scheut und immer dann parat steht, wenn es etwas zu erledigen gibt, das sonst keiner tut. Ganz viele schaffen es, so zu motivieren, dass jeder sich wie selbstverständlich für viel mehr als seinen eigentlichen Job verantwortlich fühlt und damit auch einfach das tut, was ansteht – Arbeitsbeschreibung hin oder her. Noch dazu spielt dem Chef in die Karten, dass auch Kollegen untereinander motivieren – schon alleine, weil niemand als „der Faule“ in die Geschichte eingehen möchte. Der Chef müsste also gar nicht mit der „Peitsche“ antreiben, wie man nach wie vor berichtet bekommt, sondern im Gegenteil einfach den Dingen seinen Lauf lassen. Okay, das geht vermutlich ab einer bestimmten Unternehmensgröße nicht mehr ganz so einfach. Aber der „Herdentrieb“ und das Vertrauen darin scheint ebenso ein ganz guter Berater wie das Klima, das man durch eben dieses Vertrauen schafft.

Der Kunde

Schwierig wird es besonders dann, wenn der Kunde nicht vertraut – in Erfahrung, in Professionalität, in Ehrgeiz und Willen. Niemand, der nicht selbst eine medizinische Ausbildung durchlaufen hat, würde auf die Idee kommen, in einen OP-Saal zu stürmen, dem Chirurgen das Werkzeug aus der Hand zu nehmen und zu sagen „Lassen Sie mal, das mache ich besser selbst!“ Ich bin nicht sicher, wie das zum Beispiel in der ITK-Branche läuft, wo IT-Abteilungen mit IT-Beratern kommunizieren. In den sogenannten „kreativen Berufen“ lässt sich aber aus erster Hand berichten (und selbst erfahren), dass der Grafiker anscheinend durch jeden ersetzt werden kann, der einigermaßen sicher einen bunten und geraden Strich auf ein Blatt Papier zeichnen kann. Ganz zu schweigen von dem PR-Verantwortlichen, der sich vermutlich überhaupt nicht in seinem Metier auskennt und deswegen am besten durch einen internen Mitarbeiter ersetzt wird, der „das bisschen Geschreibsel“ auch alleine und neben seinen eigentlichen Aufgaben hinbekommt. Für Dienstleister, die wir nun mal sind, ist das ein schweres Los: Wir wollen beweisen, dass wir wissen was wir tun. Wir können es aber nicht, wenn man nicht in unsere Fähigkeiten vertraut.

Ergo:

Wer sich fragt, was das Ganze hier eigentlich soll, soll Antwort bekommen: Das hier ist ein Plädoyer für das Vertrauen. Wir alle, sei es im privaten oder beruflichen Leben, haben das schon den falschen Menschen entgegengebracht und sind damit gehörig auf die Nase gefallen. Die Folge daraus kann aber nicht sein, ab dann Leistungen oder Fähigkeiten konsequent anzuzweifeln und nur noch auf sich selbst zu setzen. Um es also nochmal mit unserem Kunden zu sagen: „Jeder wird an seiner Stelle zur richtigen Zeit das Richtige tun!“